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Immer mehr Unternehmen richten ihre Geschäftsstrategien auf die digitale Transformation aus und erkennen, dass Integration der Schlüssel zur Verwirklichung ihrer digitalen Zukunft ist. Seien es CEOs, die strategische Akquisitionen vorantreiben, CMOs, die digitale Erlebnisse für ihre Kunden personalisieren, COOs, die den Betrieb durch Automatisierung optimieren, oder CIOs, die eine Plattform für neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen – sie alle müssen Benutzer, Anwendungen und Daten durch Integration verbinden. 

Doch obwohl die digitalen Lösungen in den meisten Unternehmen über viele verschiedene Komponenten hinweg integriert sind, fehlt es der Branche an Standards für Integrationsdesign und -architektur. Deshalb startete ich diese Blog-Serie mit einer Übersicht der grundlegenden Elemente der Integration und einem Vorschlag für eine visuelle Sprache für die Integration.

Abbildung 1 – Visuelle Sprache für Integration am Beispiel eines Zahlungssystems

Der Beitrag über „visuelle Sprache“ löste eine Menge größtenteils positiver Reaktionen aus. Einige Leser reagierten jedoch — vereinfacht ausgedrückt — mit der Frage: „So what?“ Dieser Blog soll genau diese Frage beantworten.

Tatsächlich lassen sich integrierte Systeme in vielerlei Hinsicht zweckmäßig visualisieren. Ein Grundprinzip des Konzepts ist die weitgehende Unabhängigkeit von der zugrundeliegenden Implementierung. Daher reicht das Spektrum der Anwendungsbereiche von der Wertschöpfung im geschäftlichen Kontext bis zur Beseitigung von Komplexität auf technischer Ebene. Diese fünf Beispiele verdeutlichen den Nutzen eines visuellen Ansatzes für die Integration:

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1. Geschäftsleute und Technologieexperten zusammenbringen

Eine der wichtigen Erkenntnisse der digitalen Revolution: Es gibt keine klare Grenze zwischen Business und IT. In den meisten Unternehmen sind die Geschäftsabläufe zunehmend technologisiert. Umgekehrt müssen Technikexperten die Geschäftsabläufe verstehen. Viele Geschäftsleute betrachten die digitale Landschaft aus der Sicht der Benutzeroberflächen. Das reicht jedoch für ein Verständnis komplexer, vernetzter digitaler Ökosysteme nicht aus. 

Techniker hingegen sehen digitale Systeme meist mit Blick auf Implementierungsdetails wie Infrastrukturtechnologien, Netzwerkprotokolle oder Softwaresprachen, die aus der Business-Perspektive keine Rolle spielen. Die visuelle Darstellung eines integrierten Systems bildet statt technischer Details die Geschäftssemantik ab. Das ist eine Sichtweise, die das Business versteht und die Techniker motiviert, entsprechend zu denken und zu entwickeln.

2. Externe Ökosysteme einbinden

Da dieser Ansatz zur Visualisierung integrierter Systeme Details der Implementierung ausblendet, eignet er sich bestens als Design-Tool für neue, unkonventionelle Lösungen. Mit zunehmender digitaler Reife erschließen Unternehmen verstärkt Online-Services externer Anbieter oder entwickeln sich selbst zu Service-Providern. Mit der visuellen Landschaft als Spielwiese für „Was-wäre-wenn“-Szenarien können Unternehmen testen, wie sich ausgesuchte Dienstleistungen externer Service-Provider modular einbinden lassen.

3. Lebenszyklen von Daten darstellen

Daten sind die Währung der Digital Economy, doch aufgrund der Komplexität moderner Data-Engineering-Technologien bleibt der Datenfluss oft intransparent. Ein visueller Integrationsansatz kann die ein- und ausgehenden Datenflüsse in einem komplexen System sowohl für den Bereich Datenanalyse als auch für nutzerorientierte Anwendungen sichtbar machen. Diese traditionell getrennten Datenverarbeitungsbereiche müssen aufeinander abgestimmt werden und die Unternehmen, die ihre Daten am effektivsten nutzen, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil. Der visuelle Integrationsansatz beseitigt unnötiges Chaos und hilft KMUs aus Wirtschaft und Technik bei der Abbildung effektiver Datenlebenszyklen. 

4. Servicegrenzen definieren und anpassen

Die visuelle Abbildung von Integrationen schafft auch auf einer eher technischen und taktischen Ebene Mehrwert. Einer der wichtigsten Bereiche der Microservice-Architektur und des domain-driven Designs ist die Festlegung der Grenzen zwischen den einzelnen Services. Ein visueller Integrationsansatz unterstützt den Aufbau von Domain Context Maps, bildet die zur Unterstützung von Anwenderszenarien erforderlichen Interaktionen ab und hilft somit, Kontextgrenzen und Antikorruptionsschichten aufzudecken. Entwickeln sich die Systeme weiter, kann die Visualisierung erneut überprüft und festgestellt werden, an welcher Stelle Domänen und Services zusammengelegt oder gesplittet werden müssen.

5. Synchronizität von Interaktionen beherrschen

Ein hochaktuelles Thema im Bereich Integration ist derzeit das Konzept der event-gesteuerten Architektur. Event-Enthusiasten wünschen sich zwar asynchron modellierte Software-Landschaften, doch in der Realität setzen die meisten Unternehmen für die Bereitstellung ihrer integrierten digitalen Lösungen eine Kombination aus Abfragen, Befehlen und Events ein. Die visuelle Sprache für Integration ermöglicht eine gleichberechtigte Modellierung integrierter Systeme mit separaten Dimensionen für Absicht und Synchronizität von Interaktionen.

Dies sind nur einige Beispiele, wie ein visueller Integrationsansatz Unternehmen bei der digitalen Transformation unterstützen kann. In Kürze möchte ich weitere Orientierungshilfen bereitstellen und Tools zur Unterstützung dieses Ansatzes empfehlen. 

In der Zwischenzeit lade ich alle Leserinnen und Leser ein, mir weiterhin Feedback über die sozialen Medien zu schicken. Vergessen Sie bis dahin nicht: Man kann nicht integrieren, was man nicht sieht.