Technologien sind wichtig für den Erfolg eines Unternehmens. Doch je größer ein Unternehmen wird und je mehr Technologieprojekte es angeht, desto komplexer und fragmentierter werden sowohl die Geschäftsprozesse als auch die technische Landschaft. Um diese komplexe Umgebung zu handhaben und die Verbreitung einer „Schatten-IT“ zu verhindern, führen Unternehmen oft rigide Management- und Kontrollprozesse ein, die jedoch Innovation und Agilität ausbremsen. Kontrolle vs. Innovation? Kontrolle und Innovation. Diese scheinbar unvereinbaren Ziele können durchaus nebeneinander bestehen. Der Schlüssel dazu ist ein Center for Enablement.
Die Grundsätze eines Center for Enablement (C4E)
Ein Center for Enablement (C4E) ist ein Gremium, das den Wandel des IT-Betriebsmodells vorantreibt. Es hilft den verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens (vor allem, jedoch nicht ausschließlich der IT), erfolgreich Assets zu entwickeln, ihre Nutzung zu fördern und so schneller und agiler zu werden. Es ermöglicht Business- und IT-Teams die Umstellung von einem produktionsbezogenen auf ein produktions- und verbrauchsorientiertes Bereitstellungsmodell.
Das C4E ist ein funktionsübergreifendes Team, besteht in der Regel aus Mitgliedern der zentralen IT-Abteilung, der Fachabteilungen und der Teams für digitale Innovation, die wiederverwendbare Ressourcen und Best Practices entwickeln, veröffentlichen und sammeln sollen. Sie regen deren Gebrauch und die Zusammenarbeit an, fördern unabhängiges Arbeiten und verbessern die Ergebnisse durch Feedback und Messwerte. Die primären Ziele des C4E sind der Betrieb der API-Plattform und die Unterstützung der Teams bei deren optimaler Nutzung sowie die Entwicklung wiederverwendbarer APIs zur Innovationsbeschleunigung und effizienteren Gestaltung von Veränderungen.
Die Namenskonvention für C4E erinnert an ein bekanntes Konzept: das Center of Excellence (CoE). Bei einem C4E handelt es sich jedoch um ein völlig anderes Konzept. Herkömmliche CoEs, die den Betrieb einer API-Plattform, die Entwicklung von APIs und das Management ihres Betriebs verantworten, verfügen über zentralisiertes Fachwissen. Informationen werden dadurch unbeabsichtigt unter Verschluss gehalten und eingeschränkt. CoEs bergen verschiedene Risiken, z. B. bilden sie Engpässe, die Entwickler:innen und Architekt:innen umgehen müssen, schmälern die Effizienz und hindern die Nutzer:innen am Experimentieren. Die folgende Tabelle vermittelt einen guten Überblick weiterer Unterschiede zwischen einem C4E und einem CoE.
Center of Excellence / Expertise (CoE) | Center for Enablement (C4E) | |
Mindset | Governance / Steuerung | Herstellung & Nutzung |
Delivery-Modell | Projektbezogen, zentral bei der IT angesiedelt und von der IT durchgeführt | Die IT entwickelt Komponenten, mit denen die Fachbereiche Projekte eigenständig umsetzen können |
Steuerung & Zugriff | Restriktiv und rigide, begrenzter Zugriff auf IT-Systeme | Gesteuert über APIs, Self-Service |
Komponenten | Enterprise Architecture Patterns, Domänenarchitekturen, Best Practices, Modelle für Sicherheit und Zugriffskontrolle | APIs, Domänenarchitekturen, Templates und Projektbeschleuniger / Akkzeleratoren, Best Practices |
Nutzung durch | Zentrale IT | IT, Fachbereiche, App-Entwickler:innen, unabhängige Softwareanbieter (ISVs) |
Nutzungsmodell | Zentralisiert, auf Anfrage | Entwickler:innenportale, Data Marketplaces, Software Development Kits (SDKs), integrierte Tools |
Eigentümer | Die zentrale IT ist Eigentümerin von Infrastruktur, Anwendungen und Daten | Die zentrale IT betreut die Plattform, der Zugriff erfolgt über Self-Service |
Enablement | Komplex, dokumentenbasiert | Kommunikation, Communities, Trainings |
Fachwissen | Zentralisiert | Dezentralisiert, föderal, vernetzt |
So richten Sie ein C4E ein
Ein C4E wird in sechs Schritten aufgebaut:
- Die Integrationsfähigkeiten im Unternehmen bewerten: Sie müssen zunächst die aktuellen Integrations- und API-Kompetenzen Ihres Unternehmens sowie dessen Reifegrad bezüglich Strategie, Organisation, Community, Governance, Architektur und Projektdurchführung einschätzen.
- Ein C4E-Betriebsmodell etablieren: Wenn Sie sich für das C4E-Modell entscheiden, müssen Sie Rollen und Zuständigkeiten innerhalb des C4E festlegen und KPIs für das Messen der Entwickleraktivitäten, der Produktivität und der Nutzung etc. definieren.
- Basic-Assets entwickeln und veröffentlichen: Anschließend muss die Organisation eine Engagement-Ebene für Entwickler:innen und Architekt:innen gleichermaßen einrichten. Dazu gehört das Erstellen und Veröffentlichen eines ersten Pakets wiederverwendbarer Assets, wie API-Fragmenten, API-Spezifikationen, Templates usw.
- Das C4E bekannt machen: In diesem Schritt muss das C4E-Kernteam das C4E unternehmensweit bewerben und bekannt machen. Die Prinzipien von Wiederverwendung und Self-Service, die ein C4E vorantreibt, nützen wenig, wenn das Unternehmen sie nicht kennt oder nutzt.
- Die Nutzung von Assets fördern: Sobald ein C4E im Unternehmen allgemein bekannt ist, muss das C4E-Kernteam die Nutzung wiederverwendbarer Assets fördern und vorantreiben. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten: von Onboarding und Qualifizierung der Projektteams über Förderung des teamübergreifenden Dialogs bis hin zur Inzentivierung der Wiederverwendung über KPIs.
- C4E-KPIs messen: Mit Leistungskennzahlen (KPIs) lässt sich die Effizienz eines C4E messen. Der Erfolg eines C4E misst sich direkt an Gebrauch und Wiederverwendung der Assets und am entsprechend beschleunigten Erzielen von Geschäftsergebnissen.
Die Vorteile eines C4E
Einige erwartbare Vorteile des Aufbaus einer C4E sind:
- Kürzere Umsetzungszyklen, einschließlich einer kürzeren Markteinführungszeit für Ihre Integrationsprojekte durch Wiederverwendung und Self-Service
- Geringeres Projektrisiko und termingerechte Durchführung von Integrationsprojekten
- Bessere Einhaltung von Standards und Best Practices
- Höhere Ergebnisqualität, da die Nutzung bestehender Vorlagen und APIs die Anzahl der Mängel und Fehlerrate reduziert
Verglichen mit anderen Methoden können unsere Kunden letztendlich Projekte 3x schneller abwickeln und die Teamproduktivität um 300 % steigern.
Digitale Transformation mit einem C4E
Die digitale Transformation erfordert nicht nur neue Technologien, sondern veränderte Denkweisen, Organisationsstrukturen und Betriebsmodelle. Während sich das klassische Center for Excellence oft als Bottleneck erweist, ermöglicht das Center for Enablement kontinuierliche, agile Innovation im ganzen Unternehmen bei hohen Governance- und Security-Standards.