Was versteht man unter dem Konzept der API Economy? Auf eine Formel gebracht ist die API Economy die Summe aller über APIs laufenden Datentransaktionen und vermutlich eine der folgenreichsten Entwicklungen für die heutige globale Geschäftswelt. Sie transformiert branchenübergreifend jedes Unternehmen, unabhängig von dessen Größe, Bekanntheitsgrad und Wettbewerbsumfeld.
Das Konzept der API Economy verändert und erweitert das bisherige Verständnis von APIs und ist der vielleicht wichtigste Hebel für die strategische Ausrichtung der digitalen Transformation. Wie relevant und bedeutsam die API Economy ist, welche transformativen Kräfte APIs haben und wie sie unsere Arbeit, unser Leben, unsere Mobilität und unsere Interaktionen gestalten, soll eine historische Analogie kontextualisieren und veranschaulichen.
Die API Economy und die industrielle Revolution
Die Industrielle Revolution markiert einen Moment in der Geschichte der Menschheit, der unsere gesamte Lebensweise grundlegend veränderte und einen epochalen Wandel in nahezu allen Alltagsbereichen auslöste.
APIs sind das treibende Element einer technologischen Revolution, die wir momentan erleben und die vergleichbar tiefgreifende Auswirkungen hat wie die Industrialisierung: die digitale Revolution. Einige Stimmen sprechen in diesem Kontext von der vierten industriellen Revolution. Wie auch immer man diesen Abschnitt der Technikgeschichte benennen mag: Zweifellos handelt es sich um eine Phase enormer Veränderungen.
Die Keimzellen der Revolution
Welche Faktoren lösen eine Revolution eigentlich aus? Der Ursprung der industriellen Revolution lag in Großbritannien. Wie konnte ein vergleichsweise kleines Land am nördlichen Rand Europas ein global so folgenschweres Geschehen in Gang setzen?
4 Faktoren haben die industrielle Revolution ausgelöst:
- Nachfrage: Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in Großbritannien schlagartig viele Menschen mit einem guten Einkommen, die eine steigende Nachfrage nach neuartigen Produkten generierten. Die ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit benachbarten Ländern und Völkern waren weitgehend beigelegt. Infolgedessen gab es mehr Menschen, die Bevölkerung wuchs schnell und pendelte sich auf einem deutlich höheren prozentualen Niveau ein. Mit dem Ende der Feindseligkeiten avancierten Wales und Schottland von Gegnern zu Partnern, und der Freihandel erblühte.
- Ressourcen: Die Förderung neuer Rohstoffe trug maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufschwung bei. Kohle zum Beispiel befeuerte buchstäblich die Herstellung neuer, gefragter Produkte.
- Innovation: Die Textilherstellung war extrem wichtig für die zeitgenössische britische Wirtschaft. Entsprechend führten Erfindungen wie die „Spinning Jenny“ und andere Innovationen rund um das Weben und Sortieren von Baumwolle zu tiefgreifenden ökonomischen und sozialen Veränderungen. Die neuen Maschinen erhöhten die Effizienz um 50 % und reduzierten den Bedarf an Arbeitskräften. Mit der Produktivitäts- und Umsatzsteigerung einerseits kam es andererseits zu einem Verlust traditioneller Arbeitsweisen in der Agrargesellschaft. Die sozialen Strukturen veränderten sich gravierend, es kam zu einer wachsenden Verstädterung der Bevölkerung.
- Anpassung: Eine häufig unterschätzte Komponente der industriellen Revolution ist die Fähigkeit zur Anpassung an neue Erfindungen. Von diesen war die Dampfkraft die wichtigste. Sie konnte plötzlich effektiv kanalisiert und für zahlreiche Zwecke genutzt werden, z. B. für Transportsysteme zur Beförderung von Produkten oder für bestimmte Herstellungsverfahren.
Sind wir bereit für eine neue industrielle Revolution?
Stehen die Zeichen heute wieder auf Revolution? Und wäre das ein mit der industriellen Revolution vergleichbares Ereignis? Mit dem World Wide Web haben wir bereits eine digitale Revolution erlebt. In seinen Anfängen in den 90er Jahren versammelten sich nur ein paar Tausend Menschen im Netz. Zu Beginn dominierten neben der grundsätzlichen Umstellung aufs Web kommerzielle Aspekte, das Internet eröffnete den digitalen, globalen Markt. Heute umspinnt das World Wide Web den kompletten Globus.
Jetzt stellt sich die Frage, ob wir erneut die oben beschriebenen Voraussetzungen – Nachfrage, Ressourcen, Innovation und Anpassung – für die nächste digitale Revolution erfüllen.
- Bedarf: Mehr als 3 Milliarden Menschen haben Zugang zum Internet. Das sind rund 40 % der Weltbevölkerung und schon jetzt eine schwindelerregende Zahl. Der potenziell adressierbare Markt ist gigantisch.
- Ressourcen: Die Ressource, die die zweite digitale Revolution befeuert, ist nicht etwa Kohle: Es sind Daten. Daten sind das Rohprodukt, das die API Economy im Speziellen und die digitale Revolution allgemein antreibt. Und diese Ressource ist reichlich vorhanden. Das globale Datenvolumen wuchs zwischen 2005 und 2020 um das 15fache. Weil Speicherplatz günstig ist, gingen die Unternehmen das Thema Datenhaltung bislang eher großzügig und nicht sonderlich durchdacht an. Die Beschaffung von Daten ist nicht das Problem. Die Frage ist: Wie können wir diese Ressource sinnvoll für unsere Unternehmenszwecke und kund:innenorientierte Angebote und Lösungen nutzen?
- Innovation: Das WWW hat sich funktional weiterentwickelt. Der virtuelle Interaktionsraum ist mittlerweile mehr als ein Medium zur Informationsbeschaffung, es ist eine Plattform, auf der Unternehmen ihr Business direkt und indirekt vorantreiben. Bis vor kurzem nutzten Unternehmen das Web für direkte geschäftliche Interaktionen mit ihren Zielgruppen nach dem Prinzip: Wie bekommen wir Interessent:innen auf unsere Website und gewinnen sie für unsere Produkte? Dieses direkte Geschäftsmodell ist in einem Marktumfeld von potenziell 3 Milliarden adressierbaren Verbraucher:innen nicht sonderlich effizient. Mit dem Einsatz von APIs können Unternehmen hingegen einen indirekten Interaktionsansatz verfolgen. In diesem Modell legen sie die Funktionalitäten ihrer Website über APIs offen und sammeln und speichern damit wie gewohnt Informationen, mit einem wichtigen Unterschied: Sie können diese Funktionen und Daten nun auch Drittanbietern zur Verfügung stellen. Diese können dann z. B. auf Grundlage der bereitgestellten Daten neue Anwendungen oder API-basierte nutzerfreundliche mobile Authentifizierungen entwickeln.
- Anpassung: Die Unternehmen, die sich am erfolgreichsten an diese veränderten Rahmenbedingungen angepasst haben, schaffen mit diesen Komponenten neue Geschäftsmodelle. Sie verwenden das Internet als Plattform für Innovationen oder für die Weiterentwicklung traditioneller Geschäftsmodelle hin zu neuen Paradigmen. Die bekanntesten Beispiele sind Uber, Square oder Amazon.
Wie APIs die digitale Revolution befeuern
In einem volatilen Umfeld muss wirklich jedes Unternehmen beweglicher werden und schnell reagieren können. Neue und erfolgreiche Geschäftsmodelle entstehen quasi aus dem Nichts und über Nacht, und zwar nicht nur aus dem eigenen Branchenumfeld – auch Startups, etablierte Player oder völlig branchenferne Akteure erhöhen den Konkurrenzdruck. Ein gutes Beispiel ist die explosionsartige Zunahme des Wettbewerbs im Finanzdienstleistungssektor. In einem so verschärften Marktumfeld muss sich Ihr Unternehmen jetzt agil und anpassungsfähig aufstellen, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Genau das macht APIs zum Erfolgsfaktor. Unternehmen, die ihre Daten, digitalen Ressourcen und Funktionalitäten als APIs veröffentlichen, können diese zu neuen oder verbesserten Lösungen vernetzen und sich so über APIs einen Wettbewerbsvorteil sichern. APIs eröffnen einen völlig neuen Geschäftskanal für die Zusammenarbeit mit Partnern und Kund:innen.
Das Spannende an der API Economy: Unternehmen verwenden die im Web publizierten APIs für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Angebote. Die Teilnahme an der API Economy beschränkt sich nicht auf den passiven Konsum von APIs, also etwa die bloße Nutzung von Daten oder die Integration in Salesforce oder Amazon. Erst wenn Unternehmen selbst APIs entwickeln und veröffentlichen, partizipieren sie gewinnbringend an der API Economy.
Neu gegründete Unternehmen begreifen APIs höchstwahrscheinlich schon als wichtige strategische Ressource. Diese Denke hat sich in etablierten Unternehmen noch nicht vollständig durchgesetzt, aber: APIs sind mittlerweile eine absolut relevante Geschäftsgrundlage.
Schon heute nutzen Unternehmen Millionen von APIs und Diensten, aber sie werden häufig noch nicht angemessen genutzt, erfasst oder ausgeschöpft. In den nächsten 3 bis 5 Jahren kommen Millionen weitere hinzu.
Ohne Information keine Revolution
Zurück zur Analogie der industriellen Revolution: Neben Nachfrage, Ressourcen, Innovation und Anpassung war noch ein weiterer Faktor im Spiel, der die Revolution richtig gezündet hat. Eine Revolution beginnt zwar an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, aber erst, wenn sie sich weiter ausbreitet, ist sie eine echte Revolution. Wie konnte sich die industrielle Revolution weltweit durchsetzen? Mit der Verbreitung von Wissen.
Im 19. Jahrhundert bereisten Fachleute im Auftrag von Regierungen und Unternehmen ausländische Fabriken, Betriebe und Manufakturen, um sich ein Bild vom Fortschritt in anderen Ländern zu machen. Mit dem Internet greifen wir heute viel schneller und komfortabler auf viel mehr Informationen zu. Im Web sind bisher über 16.000 APIs veröffentlicht, die jedes Unternehmen abrufen, nutzen und anpassen kann. Bisherige SOA-Initiativen scheiterten nicht nur am falschen Ansatz, sondern insbesondere weil eine gemeinsame Wissensbasis fehlte. Die Unternehmen tauschten sich nicht darüber aus, was funktionierte und was nicht, versuchten sich im Alleingang und scheiterten an vergleichbaren Problemen. In der heutigen API Economy können Unternehmen auf eine breite Erfahrungs- und Wissensgrundlage zurückgreifen, vorhandene Daten und Ressourcen nutzen und sie in Form neuer Produkte und Geschäftsmodelle auf den Markt bringen.
Die 4 Grundpfeiler einer API-Strategie
Die Technologiearchitektur der meisten Unternehmen umfasst eine Vielzahl von Systemen, Datenbanken, Cloud-Anwendungen usw. Da wären z. B. IBM-Mainframe-Systeme, SAP in Oracle-Paketanwendungen, eigenentwickelte Anwendungen und die Datenbanken und Dateisysteme zur Datenspeicherung. Es gibt B2B-Netzwerke, die die Kommunikation mit Kund:innen, Liefer- und Partnerunternehmen zunehmend über APIs und Webserver abwickeln. Und dann sind da die sozialen Kanäle als wertvolle Quellen für Enterprise-Daten.
Dies ist eine extrem fragmentierte Umgebung mit hunderten oder tausenden von Endpunkten innerhalb und außerhalb Ihres Unternehmens. Das Problem: Wie verbinden Sie alle diese Ressourcen, und wie stellen Sie sie sinnvoll über APIs zur Verfügung?
Tatsächlich bilden APIs heute das Fundament für die Innovationskraft und Flexibilität von Unternehmen. Um APIs herum entstehen neue Produkte und neue Services. Sie können beispielsweise über interne APIs Systemdaten freigeben und auf Grundlage dieser Daten attraktive B2B-APIs für Partner und Lieferanten anbieten. Sie können außerdem die ganze Bandbreite der im Web verfügbaren Möglichkeiten nutzen. Offene Web-APIs sind ein fantastischer Innovationskanal. Kennen Sie die Redewendung „Dafür gibt es eine App“? Das gilt auch für APIs. Sie brauchen eine Gesichtserkennungsapp, eine Telefoniesoftware oder möchten in Ihre Anwendung einen Weiterempfehlungsmechanismus einbauen? Für all das gibt es eine API. Nutzen Sie einfach solche vorhandenen Innovationen, um neue Produkte zu entwickeln oder das Anwender:innenerlebnis für Ihre Applikationen zu optimieren.
APIs sind heute businesskritisch, genau in diesem Bereich entsteht Innovation. Hier passiert jetzt die digitale Revolution. Wer sich in diesem Feld engagiert, wird ein Teil der API Economy.
API Economy now: So starten Sie Ihre API-Strategie
Fazit: APIs sind nicht einfach nur technische Schnittstellen zu einer Datenbank. Sie eröffnen ein völlig neues Geschäftsmodell mit neuen Umsatz- und Innovationskanälen und transformieren ökonomische Strukturen. Die Rohstoffe der API Economy sind Daten und Services. Ihre Währung sind die über APIs laufenden Datentransaktionen zwischen Unternehmen und ihren Kund:innen und Partnern.
Sie können über APIs auf ganz neue Art und Weise mit Ihren Kund:innen und Partnern interagieren und neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Stellen Sie Ihre digitalen Ressourcen über APIs Partnern, Verbraucher:innen und Entwickler:innen zur Verfügung, können Dritte damit eigene Innovationen wie Anwendungen und mobile Plattformen vorantreiben, die wiederum Mehrwert für Ihr Business generieren. Betrachten Sie APIs von jetzt an als ein Produkt, das sie wie jedes andere Produkt in ihrem Unternehmen entwickeln und vermarkten. Als Ihr neues Geschäftsangebot sind Ihre APIs nicht einfach nur technische Partikel, sondern sie werden wie vollwertige Produkte nach geschäftsorientierten Prinzipien konzipiert, eingesetzt und gemanagt. Sie können APIs kostenlos oder als kostenpflichtige Premium-APIs anbieten, in einem Pay-per-Use-Modell oder im Rahmen eines Abonnements. Prüfen Sie unbedingt im Rahmen einer vorangehenden Geschäftsanalyse Ihre Ressourcen und Ihre Zielgruppen. Ihre API-Strategie soll die von Ihnen angebotenen Lösungen optimal auf Ihre Zielgruppen ausrichten. Durchdenken Sie also Ihre API-Strategie gründlich und überlegen Sie, welche Daten und Services Sie externen Nutzer:innen bereitstellen wollen.
Der Unternehmensdarwinismus ist in vollem Gange. Nur anpassungsfähige Firmen werden die nächsten fünf bis zehn Jahre überleben. In einem riesigen Markt mit einer ungeheuren Masse an Verbraucher:innen ändern sich die Anforderungen ständig. Moderne Unternehmen müssen sich mit differenzierten Services in der API-Wirtschaft positionieren, um auf diesem dynamischen Markt zu bestehen.
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