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Für Unternehmen aus allen Branchen, jeder Größenordnung und überall auf der Welt gab es in den letzten Jahren ein gemeinsames Thema: Schneller innovieren und zwar ohne Abstriche in Sachen Sicherheit und Stabilität.

Wie beschleunigen Unternehmen Innovation in dezentralen Unternehmensbereichen und steuern zugleich die Arbeit unternehmensweit verteilter und hierarchisch unterschiedlich organisierter Teams?

Dieses Thema beschäftigt CIOs und CTOs weltweit in dem Maße, in dem sich demokratisierende Digitaltechnologien durchsetzen und stream-aligned Teams bzw. multidisziplinäre Fusionsteams zum neuen Standard entwickeln. 

Verstärkt werden diese Bedenken durch den Siegeszug der Automatisierungstechnologien. Sie sind ein perfektes Beispiel für eine demokratisierende Technik, auf die sich Business-Teams begeistert stürzen und auf die IT-Teams eher skeptisch reagieren. IT-Abteilungen erinnern sich nur zu gut an die Nachteile früherer Generationen von Low-Code-Technologien und damit verbundener Schatten-IT-Projekte, bei denen sie letztendlich die Lösungen warten mussten, an deren Entwicklung sie nicht beteiligt waren. Und jetzt sollen Citizen Developer im ganzen Unternehmen Low-/No-Code-Algorithmen entwickeln und die IT muss wieder die Suppe auslöffeln?

IT-Führungskräfte stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Sollen sie für eine beschleunigte Innovation konsequent in die dezentrale Entwicklung einsteigen und Low-/No-Code-Automatisierung für alle zugänglich machen? Oder sollten sie eher voll auf Governance und Kontrolle setzen und verhindern, dass durch den Gebrauch unsicherer Komponenten Datenschutzregeln verletzt oder Systemausfälle verursacht werden?

IT-Architekt:innen und -Strateg:innen müssen sich jetzt nicht in einen detaillierten Kosten-Nutzen-Vergleich für die zwei Optionen „Geschwindigkeit“ oder „Governance“ stürzen. Statt einem Entweder-oder können Unternehmen heute nämlich beides zugleich haben: ein Höchstmaß an Innovation mit einem Maximum an Kontrolle.

IT Process Automation ist Business Automation

Wie so oft in der täglichen Zusammenarbeit kommt es weniger darauf an, was man tut: Entscheidend ist, wie man es tut. Wenn Unternehmen Automatisierungstechnologien demokratisieren und ohne Abstriche hinsichtlich Sicherheit und Qualität Innovationsprozesse in der ganzen Organisation vorantreiben wollen, brauchen sie eine Plattformstrategie mit integrierten Governance-Mechanismen.

Die konsequente Umsetzung unternehmensweiter Governance-Richtlinien erfordert allerdings sehr viel Arbeit und Koordination. Wer jemals mit Governanceprozessen zu tun hatte, etwa im Kontext von Vorstandssitzungen, wird sich hier sicher Vereinfachungen wünschen.

Und tatsächlich: Es gibt einen einfacheren Weg. Und diesen Weg hat die DevOps-Bewegung vollständig geebnet. Was war DevOps noch gleich? Sowohl Agile als auch DevOps wollen mit neuen Arbeitsformen beschleunigte Entscheidungsprozesse und Markteinführungszeiten erzielen. Der Unterschied: Agile vernetzt IT- und Business-Teams, DevOps Entwicklungs- und operative Teams.

Die DevOps-Bewegung formulierte die grundlegende These „IT-Probleme sind Businessprobleme“. Die Autoren von Accelerate beschreiben den linearen und belegbaren Zusammenhang zwischen IT- und Business-Performance äußerst anschaulich. Sie analysieren zahlreiche Performance-Messwerte globaler Unternehmen und weisen korrelative und kausale Zusammenhänge zwischen DevOps-Praktiken und Unternehmensleistung nach.

Erfahrenen DevOps-Expert:innen ist klar, dass ein automatisierter Software Development Lifecycle (SDLC) mehr ist als Continuous Integration bzw. Delivery (CI/CD). Es muss aber ganz deutlich werden: Für eine echte Beschleunigung aller Abläufe muss die durchgängige Automatisierung aller IT-Prozesse fester Bestandteil jedes Transformationsprojekts sein. Das betrifft die Bereiche Qualität, Performance, Sicherheit und Governance. Wenn Stream-Aligned und Fusions-Teams gemeinsam den Wertschöpfungsprozess weitgehend automatisieren, entsteht ein neues Unternehmensmodell: Business-as-a-Platform.

In den letzten zehn Jahren taucht der Begriff „Plattform“ in geschäftlicher und technischer Kommunikation immer häufiger auf. Wie bei nahezu jedem „Fachsprech“ sind der Begriff selbst und seine Anwendungsbereiche unscharf definiert. Business-as-a-Platform meint die Anwendung und Skalierung zwei betriebsinterner Praktiken:

  • die Massenautomatisierung von Business-Prozessen und -Algorithmen (z. B. Onboarding, programmatisches Marketing, Auftragsabwicklung, Finanzwesen, Governance und Security usw.)
  • der Aufbau interner Technologieplattformen, die Aktivitäten und Abläufe zwischen zentralen anbietenden Teams (IT) und dezentral verteilten verbrauchenden Teams (Marketing, Produkt, Finanzen) entkoppeln

Das Konzept von Business-as-a-Platform unterscheidet sich von einem Plattform-Business, bei dem Unternehmen Netzwerke externer Drittanbieter und -verbraucher aufbauen und anbinden.

Bevor Unternehmen ihre IT-Teams für eine optimierte Entwicklung digitaler Lösungen mit umfangreichen Automatisierungs- und Plattformprojekten beauftragen, ist ein grundlegendes Verständnis für Plattformstrategien im Kontext Softwareentwicklung wichtig.

Plattformen als Fundament für automatisierte Governance

Zu den wichtigsten Aufgaben für IT-Führungskräfte in wachsenden Unternehmen gehören geeignete und effektive Richtlinien für polyglott organisierte Enterprise-Systeme. Die Zeiten, in denen CIOs oder CTOs eine einheitliche Technologie oder eine bestimmte Entwicklungsmethode vorschrieben, sind vorbei. Heute arbeiten Software-Entwickler:innen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Tools. Das müssen Unternehmen akzeptieren und mit ihrer Technologiestrategie Teams motivieren, die passenden Tools für die jeweils anstehenden Aufgaben einzusetzen.

Hier kommen gemeinsam genutzte Plattformen ins Spiel. „Shared Platforms“ heißt nicht, dass alle Teams zwingend den gleichen Tech Stack verwenden müssen. Vielmehr müssen Plattformen universell organisiert sein, damit Unternehmen das Spannungsfeld zwischen Innovation und Kontrolle in den Griff bekommen. „Universalität“ sagt Ihnen nichts? Sie profitieren aber gerade davon, denn Sie lesen diesen Artikel in Ihrem Webbrowser. 

Tim Berners Lee hat das World Wide Web erfunden und mit einem universellen Konzept zum stärksten und mächtigsten Tool der Gegenwart gemacht. Universalität ermöglichte die globale Nutzung von Webbrowsern sowie fast jeder webbasierten Technologie, einschließlich mobiler Geräte und Cloud Computing.

Universalität als Organisationsprinzip steigert den Mehrwert von Plattformen enorm. Universelle Plattformen decken die unterschiedlichen individuellen Bedarfe der Entwickler:innen im Unternehmen ab. Gleichzeitig können sie integrierte Richtlinien und Funktionalitäten einheitlich auf die ganze Bandbreite der bereitgestellten Anwendungen und Lösungen anwenden.

Für diesen Effekt braucht es mehrere universelle Aspekte:

  • Protokollunabhängigkeit: Universelle Plattformen unterstützen prinzipiell ein breites Spektrum unterschiedlicher Datenübertragungsmuster und nicht nur ein einziges Protokoll. Im Integrations- und Automatisierungskontext müssen Governance-Richtlinien beispielsweise u. a. auf RESTful APIs anwendbar sein. Entwickler:innen und Lösungsarchitekt:innen sollten passend zum jeweiligen Anwendungsfall Protokolle von AsyncAPI bis GraphQL aus einem soliden Repository wiederverwendbarer Komponenten mit integrierten Governance-Richtlinien nutzen können.
  • Technologieunabhängigkeit: Für Universalität braucht es einen grundsätzlich offenen Ansatz. Unternehmen müssen Governance-Richtlinien auf die gesamte Bandbreite an APIs innerhalb ihrer Infrastruktur anwenden. Die Plattform muss also sämtliche plattformnativen oder anderweitig erstellten Komponenten jeder Technologie unterstützen Stichwort „Universelles API Management“ (UAPIM).
  • Komponentenunabhängigkeit: Eine universelle Lösung ist nicht nur technologisch offen, sie richtet sich auch an verschiedene Zielgruppen. Eine universelle und demokratisierende Integrations- und Automatisierungsplattform ist also nicht für den ausschließlich Gebrauch durch die IT-Abteilung beschränkt. Dezentral verteilte Teams im gesamten Unternehmen sollen über die Plattform verschiedene Komponenten mühelos miteinander verbinden und betreiben können. Das ist der Kerngedanke der Modularität.

Neben dem einfachen Hinzufügen neuer APIs liegen die Stärken dieses Plattform-Modells

  • im Ergänzen neuer Protokolle für spezielle Integrationsanforderungen bei komplexen Anwendungsfällen
  • im Hinzufügen neuer Technologien nach Fusionen und Übernahmen oder durch innovative Mitarbeiter:innen, die ihre bevorzugten Tools nutzen möchten
  • in der dezentralen Nutzung von No-Code-/Low-Code-Technologien zur Automatisierung repetitiver Businessprozesse
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Automatisierung, Plattformen und Universalität ermöglichen Geschwindigkeit und Sicherheit

Bevor es ausgereifte Methoden und Technologien für Automatisierung und Plattformen gab, mussten sich Unternehmen weltweit entscheiden: zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit, zwischen Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit, zwischen Innovation und Kontrolle. In den vergangenen zehn Jahren konnten diese Gegensätze überwunden werden und Unternehmen mehrere bislang unvereinbare Ziele verwirklichen.

Die jüngste Generation von Plattformen verankert Universalität als Kernprinzip. Das Prinzip Universalität vereint Wiederverwendbarkeit und Zweckmäßigkeit und beruht auf den Fortschritten in den Bereichen Plattformen und Automatisierung. Es ermöglicht die schnelle Entwicklung polyglotter und zugleich zweckmäßiger und einfacher Lösungen. 

Wenn Sie Ihre API-, Integrations- und Automatisierungskomponenten auf einer Plattform betreiben, die die verschiedenen Asset-Typen und deren Vernetzungsmöglichkeiten klar definiert und darstellt, müssen sich Ihre Entwicklungsteams nicht mehr um die Details der Lösungsentwicklung kümmern.

Dieser plattformzentrierte Ansatz ist der Hebel für das modulare Business-as-a-Plattform-Unternehmen. Alle Komponenten werden unabhängig von Protokoll, Technologie-Stack oder Typ in die Plattform eingebunden. Die Kombination aus Automatisierung und plattformübergreifenden Standards sorgt für Zeitersparnis und hohe Governance. Letztendlich ist die gesamte Wertschöpfungskette von der Analyse bis hin zum operativen Management vollständig in die Plattform integriert. Das befreit ihre Delivery-Teams von administrativen Aufgaben und lästigem Kontextwechsel.

Wie Ihr Business von einer universellen Plattform profitieren und schnell und sicher innovieren kann, lesen Sie im CIO-Leitfaden für universelles API Management.